Osteopathie
Alternative Behandlungsmethode nicht nur bei Rückenschmerzen.
Viele Menschen schwören auf alternative Behandlungsmethoden und suchen bei Beschwerden wie Verspannungen oder Rückenschmerzen sofort einen Heilpraktiker für Osteopathie auf. Dieser soll ihnen helfen, sich wieder wohl in ihrer Haut zu fühlen und die körperlichen Probleme der Vergangenheit angehören zu lassen.
Dabei gibt es zahlreiche Krankheitsbilder, bei denen die Osteopathie zur Anwendung kommen kann. Das sind etwa organische Beschwerden, Kopfschmerzen oder Probleme, die nach einer Operation auftreten, wie beispielsweise Wundheilungsstörungen. Selbst bei einem unerfüllten Kinderwunsch kann der Besuch beim Osteopathen unter Umständen hilfreich sein.
Wir erklären Ihnen, was hinter dem Begriff der Osteopathie steckt und welche verschiedenen Arten es gibt. Zudem erfahren Sie, bei welchen Krankheiten Osteopathie helfen kann und wie eine Behandlung abläuft. Daneben verraten wir Ihnen auch, warum diese spezielle Art der Behandlung nicht selten in die Kritik gerät.
Was ist Osteopathie?
Osteopathie ist eine manuelle Therapiemethode, bei der der Körper ausschließlich mit den Händen behandelt wird.
Im Mittelpunkt stehen mögliche Funktions- und Bewegungsstörungen, die zu einem körperlichen Leiden führen. Dabei besteht der Grundgedanke, dass der Bewegungsapparat, das Rückenmark, die inneren Organe und der Schädel als ein großes Ganzes zusammenhängen.
Der Osteopath versucht herauszufinden, in welchem Bereich sich Blockaden befinden und löst diese mittels verschiedener lang erprobter Techniken.
Historische Entwicklung der Osteopathie
Die Geschichte der Osteopathie geht bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Damals hatte der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still den Gedanken, dass der Mensch eine ganzheitliche Einheit aus Körper, Geist und Seele sei. Diesen Grundgedanken nutzte er für die Entwicklung der Osteopathie als Therapieansatz.
Still erklärte, dass die Techniken, die in der Osteopathie angewandt werden, innere Störquellen beseitigen, sodass der Mensch selbst in der Lage sein müsste, sich zu heilen bzw. seine Beschwerden zu lindern.
Hatte der Patient Beschwerden, lag dies – nach Ansicht des Arztes – an einer tiefer liegenden Störung der Beweglichkeit und Dynamik des Körpers, die er mit den Händen aufspüren und behandeln konnte.
Seine Ansichten fanden schnell Anklang und nach kurzer Zeit ließen sich die ersten Studierenden in den USA zu Osteopathen ausbilden. Noch heute ist die Osteopathie in den Vereinigten Staaten eine anerkannte und beliebte Heilmethode.
In Europa wurde die Osteopathie 1918 durch Dr. John Martin Littlejohn – einem Schüler Stills – einer breiteren Masse bekannt. Erst in den 1980er Jahren verbreitete sich die Methode auch im deutschsprachigen Raum.
Inzwischen gibt es für Interessierte die Möglichkeit, sich nach dem Medizinstudium, der Ausbildung in der Physiotherapie oder Heilpraxis im Bereich der Osteopathie berufsbegleitend weiterzubilden. Auch Hochschulen bieten inzwischen grundständige Bachelor-, sowie weiterführende Masterstudiengänge im Fach der Osteopathie an.
Durch diese neu initiierten Möglichkeiten wird deutlich, dass die Technik der Osteopathie immer beliebter wird. Die Nachfrage nach einer Behandlung durch einen Osteopathen, vor allem in den Großstädten Deutschlands, stieg in den vergangenen Jahren deutlich an. Ausgebildeten Osteopathen stehen daher gute berufliche Zukunftschancen bevor.
Wie funktioniert die Osteopathie? – Die Schwerpunkte
Während die meisten Schulmediziner gezielt ein ganz bestimmtes Symptom behandeln, stehen bei der Osteopathie verschiedene Schwerpunkte im Vordergrund, nach denen die Heilpraktiker behandeln. Dazu gehören:
Struktur und Funktion: Hier wird auf den Zusammenhang zwischen einer Funktionsstörung und der vorhandenen Struktur geachtet.
Ganzheitlichkeit: Nur, wenn alles miteinander im Einklang ist, kann der Körper ohne Störungen funktionieren.
Selbstheilungskräfte: Diese werden vom Osteopathen in Gang gesetzt, um gezielt auf Funktionsstörungen einzugehen.
Struktur und Funktion
Ein Schwerpunkt der Osteopathie ist die Abhängigkeit von Struktur und Funktion. Das bedeutet: Kommt im menschlichen Körper eine Funktionsstörung vor, zeigt sich diese als Fehlbewegung einer Struktur.
Sie können sich das mit Hilfe von Muskeln vorstellen. Nutzen Sie Ihre Muskeln häufig – etwa beim Training im Fitnessstudio – wachsen sie und sind sichtbarer. Nutzen Sie sie nicht, werden sie hingegen schwächer.
Dieses Prinzip setzen Osteopathen auf den ganzen Körper an und unterstützen eine Struktur (also einen Muskel, Knochen oder ein Organ) dabei, zu ihrer Funktion zurückzufinden.
Ganzheitlichkeit
Die Osteopathie sieht den Körper als ein ganzheitliches Konstrukt, bei dem alle Strukturen miteinander zusammenhängen. Nur wenn Muskeln, Knochen, Organe, Blutgefäße und Faszien im Einklang und beweglich sind, geht es dem Patienten gut.
Ist die Bewegung eingeschränkt, treten Beschwerden auf. Und so untersucht und behandelt der Heilpraktiker den kompletten Körper, anstatt sich auf ein einzelnes Symptom zu konzentrieren.
Selbstheilungskräfte
Die Osteopathie besagt, dass der Mensch in der Lage ist, sich selbst zu heilen. Und diese Selbstheilungskräfte regt der Heilpraktiker mit seinen Handbewegungen an. Dafür benötigt der Patient keine Operation und keine Medikamente, denn die Möglichkeit zur Heilung steckt in ihm selbst – er muss sie nur finden.
Arten der Osteopathie
Osteopathie ist nicht gleich Osteopathie. Wir stellen Ihnen die verschiedenen Arten der Heilmethode vor:
- Viszerale Osteopathie
- Parietale Osteopathie
- Craniosacrale Osteopathie (Kraniosakrale Osteopathie)
- Biodynamische Osteopathie
- Funktionelle Osteopathie
Viszerale Osteopathie
Die viszerale Osteopathie stellt alle inneren Organe im Brust-, Bauch- und Beckenraum in den Mittelpunkt. Hier geht es darum, wie diese Bereiche untereinander zusammenhängen und welche Auswirkungen sie auf andere Teile des Körpers – wie zum Beispiel Arme und Beine, das Nervensystem oder den Bewegungsapparat im Allgemeinen – haben.
Parietale Osteopathie
Die parietale Osteopathie bezieht die Muskeln, Knochen sowie Gelenke ein. Ein ebenfalls wichtiger Teil dieser Form der Osteopathie sind die Faszien – das elastische Bindegewebe, das sich überall im Körper befindet. Vertreter der parietalen Osteopathie gehen davon aus, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt werden, wenn Gelenkblockaden gelöst werden.
Craniosacrale Osteopathie (Kraniosakrale Osteopathie)
Die craniosacrale Osteopathie dreht sich um den Schädelknochen, die Wirbelsäule und das Becken. Diese Bereiche behandelt der Heilpraktiker sanft mit den Händen, um Blockaden zu lösen, zur Entspannung beizutragen und die Abläufe im Körper wieder in Einklang miteinander zu bringen.
Biodynamische Osteopathie
Die biodynamische Osteopathie gilt als besonders sanfte Methode des Heilverfahrens. Hier stehen die Selbstheilungskräfte des Menschen im Vordergrund, die durch die Hände des Therapeuten lediglich unterstützt werden sollen.
Während sich viele andere Arten der Osteopathie auf bestimmte Bereiche des Körpers beziehen, geht es hier um ganzheitliche Abläufe und Zusammenhänge, die der Heilpraktiker wieder ins Gleichgewicht bringt.
Funktionelle Osteopathie
Die funktionelle Osteopathie dreht sich um Funktionsstörungen bestimmter Bereiche des Körpers. Dazu zählen etwa Einschränkungen im Bewegungsablauf oder Schmerzen bei speziellen Bewegungen. Dieser Funktionsverlust soll durch die manuelle Therapie beseitigt werden.
Bei welche Krankheiten und Leiden kommt die Osteopathie zur Anwendung?
Da die Osteopathie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt und den Körper als ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Strukturen ansieht, wird sie in der Praxis bei verschiedenen Krankheiten und Leiden angewandt. Einige dieser Einsatzbereiche sind:
- Narben und Verwachsungen (nach Operationen)
- Rückenschmerzen
- Beckenschiefstand
- Tinnitus
- Bandscheibenvorfall
- Blähungen
- Refluxkrankheit
- Migräne und Kopfschmerzen
- Intercostalneuralgie (Gelenkblockierung der Brustwirbelsäule)
- Hexenschuss
- Craniomandibuläre Dysfunktion (Kiefergelenkfehlstellung)
- Erkrankungen des Darms
- KiSS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung)
- Unerfüllter Kinderwunsch
Osteopathie zur Behandlung von Narben und Verwachsungen
Entstehen bei einer Operation Narben, sind das langwierige Verletzungen des Gewebes. Der Funktionskreislauf kann dadurch gestört werden und es kann zu Folgebeschwerden kommen.
Bei der Osteopathie steht der Gedanke im Mittelpunkt, dass Verwachsungen umliegende Bereiche beeinträchtigen können und es dadurch zu den angesprochenen Funktionsstörungen kommen kann. Osteopathie soll dabei helfen können, die Narben und Verwachsungen zu regenerieren und Beschwerden dadurch abklingen zu lassen.
Osteopathie zur Behandlung von Rückenschmerzen
Rückenschmerzen haben vielseitige Auslöser. Je nachdem, ob sich die Schmerzen eher im Bereich der Lende bemerkbar machen, in den oberen Rücken strahlen oder im Nacken zu spüren sind, kann eine manuelle Therapie bestimmter Parts des Körpers wirkungsvoll sein.
Osteopathie zur Behandlung eines Beckenschiefstandes
Hilft bei Beckenschiefstand Osteopathie? Ja, sagen viele Vertreter der Heilmethode. Der Therapeut tastet im Falle eines Beckenschiefstandes den ganzen Körper ab und versucht auf diese Weise herauszufinden, wo die Ursachen des Schiefstandes liegen.
So kann er etwaige Blockaden in anderen Körperregionen lösen und den Beckenschiefstand ausgleichen. Dass Osteopathie bei einem Beckenschiefstand helfen kann, gilt jedoch als nicht bewiesen.
Osteopathie zur Behandlung von Tinnitus
Osteopathie soll bei Tinnitus helfen, wenn die Ohrgeräusche durch Blockaden in der Halswirbelsäule ausgelöst werden. Dann behandelt der Therapeut vor allem das Skelettsystem und wirkt gegen mögliche Blockaden und Verspannungen. Sind diese beseitigt, kann ein akuter Tinnitus verschwinden.
Osteopathie zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Nicht immer ist die Operation das einzige wirksame Mittel bei akuten Rückenleiden. Oftmals kann auch Osteopathie bei einem Bandscheibenvorfall helfen. Hier sucht der Therapeut nach der eigentlichen Ursache der Beschwerden, statt einfach nur – wie bei einer Operation – die Symptome zu bekämpfen.
Dabei konzentriert er sich auch auf die Organe. Gleichzeitig findet er Fehlbelastungen und Fehlstellungen und wirkt dagegen ein.
Wer Rückenbeschwerden hat und Angst hat, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden, kann mit regelmäßigen Besuchen beim Osteopathen unter Umständen dem Ernstfall vorbeugen, was jedoch zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden sollte.
Osteopathie zur Behandlung von Blähungen
Blähungen sind unangenehm und schmerzhaft. Während der Schulmediziner zu Mitteln rät, die die Blähungen bekämpfen und womöglich eine Ernährungsumstellung anspricht, bedenkt der Osteopath, dass es auch andere Ursachen für die überflüssige Luft im Darm geben kann.
Oftmals ist es aber eine Bewegungseinschränkung des Darms, die die Blähungen auslöst. Durch die Therapie soll, ohne Zugabe von Medikamenten, der Darm wieder mobilisiert und aktiviert werden.
Zudem wird Osteopathie gerne bei Blähungen von Säuglingen angewendet, um die Kleinsten von den störenden Beschwerden zu befreien. Dafür setzt der Therapeut sanften Druck ein, den das Baby nicht als schmerzhaft empfindet, und löst auf diese Weise die verursachenden Blockaden.
Osteopathie zur Behandlung der Refluxkrankheit
Bei der Refluxkrankheit fließt Magensäure zurück und führt zu Schmerzen und einem Völle- oder Druckgefühl. Oft reicht es nicht aus, auf den Genuss fettiger Lebensmittel zu verzichten, um die Beschwerden zu lindern. Der Osteopath konzentriert sich bei seiner Behandlung auf die inneren Organe und versucht deren Mobilität wiederherzustellen. So sorgt der Therapeut für sanfte Schwingungen in der Magengegend, die eine beruhigende Wirkung haben und die Beschwerden lindern sollen.
Osteopathie zur Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen
Nicht jeder möchte Tabletten schlucken, wenn er von Migräne oder anderen Arten von regelmäßig auftretenden Kopfschmerzen heimgesucht wird. So soll mit Osteopathie versucht werden können, die Leiden zu lindern. Dabei soll der Therapeut die muskulären oder organischen Blockaden finden und lösen.
Auslöser regelmäßiger Kopfschmerzen kann das Skelett sein. In diesem Fall richtet der Osteopath sein Augenmerk unter anderem auf die Wirbelsäule und löst mögliche Verspannungen auf. Um beurteilen zu können ob eine osteopathische Behandlung sinnvoll sein kann, sollte zuvor jedoch immer die Ursache der Beschwerden betrachtet werden.
Osteopathie zur Behandlung von Intercostalneuralgie (Gelenkblockierung der Brustwirbelsäule)
Bei der Intercostalneuralgie handelt es sich um eine Gelenkblockierung, die im Bereich der Brustwirbelsäule sitzt und zu Schmerzen zwischen den Schultern führt. Intercostalneuralgie soll durch Osteopathie gelindert werden, indem der Therapeut die entsprechende Blockade löst und diesen Bereich des Körpers wieder entspannt.
Osteopathie zur Behandlung eines Hexenschusses
Gegen die plötzlichen Schmerzen im Rücken soll Osteopathie ebenso helfen. Dabei ist es wichtig, den eigentlichen Auslöser der Beschwerden zu finden. Dies können etwa verspannte Muskeln, ein Beckenschiefstand oder auch bestimmte Abnutzungserscheinungen sein. Der Osteopath untersucht den Körper auf Blockaden und versucht die Strukturen in ihre ursprüngliche Balance zu bringen.
Osteopathie zur Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion (Kiefergelenkfehlstellung)
Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine Kieferfehlstellung, die zu Schmerzen und Schwindel führen kann. Bei CMD soll Osteopathie wirksam sein und die Beschwerden lindern.
Wichtig ist, dass der Therapeut die Ursache der Fehlstellung herausfindet. So kann sie mit einem Hüft- oder Beckenschiefstand in Verbindung stehen, der dafür sorgt, dass sich der Kiefer in die falsche Richtung bewegt.
Um dies zu beheben, löst der Osteopath Verspannungen und Blockaden auf und arbeitet mitunter eng mit dem behandelnden Zahnarzt zusammen. Doch auch hier ist im Vorfeld die Abklärung durch den Arzt entscheidend, um die wirklichen Ursachen zu ermitteln.
Osteopathie zur Behandlung von Erkrankungen des Darms
Haben Sie Magen- oder Darmbeschwerden, liegt dies häufig daran, dass Ihre Organe in ihrer Bewegung eingeschränkt sind und nicht optimal arbeiten können. Osteopathie bei Darmproblemen soll helfen, die Ursache herauszufinden und nachhaltig aufzulösen. Dann haben die Verdauungsorgane wieder einen größeren Bewegungsradius, sind mobiler und können damit uneingeschränkt ihre Arbeit verrichten.
Osteopathie zur Behandlung des KiSS-Syndroms (Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung)
Lag das Baby im Mutterleib in einer ungünstigen Position oder wurde es durch die Geburt in eine solche gebracht, kann es zum sogenannten KiSS-Syndrom kommen, das sich in einer Blockade der Halswirbelsäule, Funktionsstörungen des Schlüsselbeins oder einer Fehlstellung des Beckens ausdrückt.
Beim KiSS Syndrom soll Osteopathie helfen, die Blockaden, die für diese Störungen verantwortlich sind, sanft zu lösen und somit die Fähigkeit zur Drehbewegung des Kopfes verbessern.
Osteopathie zur Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch
Es gibt zahlreiche Faktoren, die dafür sorgen, dass eine Frau nicht schwanger werden kann. So können etwa Narben oder Verwachsungen im Unterleib die Funktionalität der Eierstöcke und Eileiter einschränken. Oder es haben sich möglicherweise Organe im Beckenbereich durch einen Unfall verschoben.
Osteopathie soll beim Kinderwunsch helfen, indem der Therapeut die Funktionsfähigkeit der Organe wieder vollständig herstellt und die allgemeine Bewegungsfreiheit erhöht. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann jedoch auch Ursachen haben, die von einem Osteopathen nicht zu beheben sind. In jedem Fall sollten die möglichen Gründen im Vorfeld von einem Arzt abgeklärt werden.
Ab welchem Alter kann Osteopathie angewendet werden?
Bei der Osteopathie steht der Mensch als Individuum im Mittelpunkt. Der Therapeut untersucht seinen Patienten, stellt fest, welche Ursachen hinter den Beschwerden stecken und wendet quasi eine maßgefertigte Behandlung an.
Somit spielt es keine Rolle, wie alt der Patient ist. Osteopathie kann für Säuglinge, Kinder und Teenager ebenso sinnvoll sein wie für Senioren.
Darf eine Osteopathie bei Babys oder Kindern durchgeführt werden?
Eine Osteopathie darf bei Babys und Kindern durchgeführt werden und erfreut sich dabei sogar großer Beliebtheit. Viele Beschwerden, die bei den Kleinen gehäuft auftreten, können mit einer Osteopathie-Behandlung gelindert werden. Dazu gehören Verdauungsstörungen wie Blähungen. Ebenso kann Osteopathie bei Fehlhaltungen helfen oder eine Fehlstellung des Kiefers verbessern.
Wie auch bei der Behandlung für Erwachsene, sieht der Therapeut den Körper des Babys oder Kindes als ein Ganzes und versucht herauszufinden, wo die Ursachen der Probleme stecken.
Die Osteopathie ist bei Kindern meist noch deutlich sanfter in der Therapie. Wichtig ist, dass das Kind Vertrauen zum Therapeuten aufbauen kann und entspannt in der Behandlung ist.
Wie ist der Ablauf einer Osteopathie-Behandlung?
Vor der eigentlichen Osteopathie-Behandlung erfolgt zunächst ein Gespräch, bei dem Sie Ihre Beschwerden schildern. Der Therapeut fragt Sie, wie sich Ihre Leiden äußern, wann Sie sie das erste Mal wahrgenommen und was Sie bereits gegen diese unternommen haben.
Dabei geht es nicht nur um Ihre aktuellen Beschwerden, sondern um Ihre gesamte Krankheitsgeschichte, also auch um mögliche Themen, die mit dem akuten Problem zunächst in keinem Zusammenhang stehen. Auf diese Art und Weise erfährt der Therapeut von Vorerkrankungen, möglichen Operationen und damit einhergehenden Blockaden.
Danach untersucht der Therapeut zunächst im Stehen Ihren ganzen Körper. Dann setzen oder legen Sie sich auf eine Liege und der Heilpraktiker fährt mit der Untersuchung fort. Dabei stellt er fest, wo sich in Ihrem Körper Spannungsfelder befinden und ob es bestimmte Blockaden gibt. Bereiche, auf die er sich konzentriert, sind Ihr Schädel, Brustkorb, Hals- und Brustwirbelsäule, Becken, Bauchregion sowie Arme und Beine.
Diese Berührungen erfolgen meist durch sanften Druck oder auch durch Mobilitätskontrollen, bei denen der Therapeut bestimmte Bewegungen mit Ihren Armen, Beinen oder Kopf ausführt. Schmerzhaft ist die Untersuchung in der Regel nicht.
Der Therapeut nutzt ausschließlich seine Hände, mit denen er Sie abtastet, Bewegungstests durchführt und mit den Fingern Spannungsfelder entdeckt.
Dauer einer Osteopathie-Sitzung
Der Therapeut richtet die Dauer der Osteopathie-Behandlung stets nach den individuellen Bedürfnissen seines Patienten aus. In der Regel beträgt die Dauer der Sitzung rund 20 bis 30 Minuten. Somit kann sie problemlos auch in die Mittagspause gelegt werden.
Für den Erstbesuch empfiehlt sich allerdings eine etwas längere Zeitspanne einzuplanen, damit der Therapeut sich auch ein genaues Bild von Ihrem Zustand machen kann.
Was ist nach der Osteopathie-Sitzung zu beachten?
Nach der ersten Osteopathie-Sitzung sollten Sie nicht erwarten, dass Ihre Beschwerden sofort der Vergangenheit angehören. Vielmehr kann es bei der Osteopathie zu einer Erstverschlimmerung der Symptome kommen. Das ist aber ganz normal und sollte Sie nicht beunruhigen. Ein guter Therapeut wird Sie in jedem Fall darauf vorbereiten.
Der Therapeut greift schließlich in die Struktur Ihres Körpers ein und dieser muss sich an die Neuausrichtung gewöhnen. Daher kommt es vor, dass Schmerzen sogar etwas stärker auftreten oder Sie sich müde und schlapp fühlen. Das alles ist Teil des Heilungsprozesses und nimmt mit jeder Sitzung ab.
Um Ihrem Körper etwas Gutes zu tun, sollten Sie nach der Sitzung viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Gegen eine Überreizung kann Wärme helfen – zum Beispiel in Form eines heißen Vollbads. Ihr Therapeut gibt Ihnen sicher noch einige individuelle Tipps für die Regeneration Ihres Körpers.
Sport nach der Osteopathie
Da der Körper sich ausruhen sollte, raten Experten von Sport nach Osteopathie ab. Betätigen Sie sich am Tag der Behandlung nicht mehr sportlich und geben Sie Ihrem Körper die Ruhe, die er verdient. Legen Sie sich hin und entspannen Sie sich oder mache einen Spaziergang.
Welche Symptome können nach der Osteopathie auftreten?
Nach der Osteopathie kann es zu Schmerzen in den behandelten Bereichen kommen, die etwas stärker ausfallen als vor der Behandlung. Dies liegt daran, dass sich der Körper erst neu ordnen und wieder zu seiner Balance finden muss. Zudem sind muskelkaterähnliche Symptome üblich.
Darüber hinaus kann es zu einer Schlappheit, Müdigkeit oder auch leichten Schwindelgefühlen kommen. Einige Patienten berichten, dass sie nach einer Sitzung besonders emotional waren und Probleme an die Oberfläche kamen, mit denen sie sich lange Zeit nicht beschäftigt hatten. Dies gilt als Teil des Heilungsprozesses, bei dem alle Blockaden gelöst werden.
Osteopathie im Vergleich zu anderen Behandlungsverfahren
Osteopathie zeigt viele Parallelen zu anderen Behandlungsmethoden auf und wird daher häufig mit diesen verwechselt oder gleichgestellt. Wir erklären Ihnen im Folgenden, was die Osteopathie von der Chiropraktik, der Physiotherapie, sowie der manuellen Therapie unterscheidet.
Osteopathie und Chiropraktik
Der Unterschied zwischen Osteopathie und Chiropraktik ist im Grunde simpel. Der Chiropraktiker konzentriert sich auf die Funktionalität der Gelenke, der Wirbelsäule und des Nervensystems.
Osteopathen dagegen sehen den Körper als eine Einheit und haben dabei kein Spezialgebiet. Sie beziehen die Organe und weitere Bereiche des Körpers in ihre Behandlung mit ein.
Der Chiropraktiker renkt Ihre Knochen wieder ein, was sich meist in einem typischen, lauten Knacken bemerkbar macht. Diese Methode kann schneller helfen als das sanfte Streichen, das beim Osteopathen üblich ist.
Gemeinsam haben beide Behandlungsmethoden die Tatsache, dass der Therapeut die Hände einsetzt, um seinen Patienten zu untersuchen und seine Beschwerden zu lindern.
Aber: Chiropraktiker lösen Blockaden mit gezielten und teils auch raschen Bewegungen, mit denen sie etwa Gelenke wieder einrenken. Osteopathen nutzen hingegen sanfte und vorsichtige Bewegungen, um Spannungen und Blockaden zu lösen.
Osteopathie und Physiotherapie
Der größte Unterschied zwischen Osteopathie und Physiotherapie ist der ganzheitliche Ansatz, für den die Osteopathie bekannt ist. Während sich diese dem gesamten Körper widmet, konzentriert sich die Physiotherapie auf ein bestimmtes Symptom. Ihr Therapeut behandelt in diesem Fall also genau den Körperteil, mit dem Sie Probleme haben.
Zudem sind die Behandlungsmöglichkeiten in der Physiotherapie vielseitig. Diese können sich – wie in der Osteopathie – manuell zeigen, indem der Therapeut Ihren Körper mit seinen Händen behandelt. Oftmals drückt sich die Therapie aber auch in Form von klassischen Massagen oder Wärme- und Kältetherapie aus. Üblich für die Physiotherapie ist zudem die Krankengymnastik, bei der Sie selbst aktiv werden und diverse Übungen absolvieren.
Osteopathie und Physiotherapie unterscheiden sich außerdem in einem weiteren Punkt: Eine Physiotherapie erfolgt meist über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen) hinweg, während bei der Osteopathie drei oder sechs Behandlungstermine üblich sind.
Sowohl die privaten, als auch die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen die Physiotherapie oder kommen sogar ganz dafür auf. Inzwischen haben sich auch die meisten gesetzlichen Krankenkassen dafür entschieden, teilweise die Kosten für eine Osteopathie-Behandlung zu übernehmen, wenn diese ärztlich verordnet wurde.
Ob in Ihrem Fall ein Teil der Kosten übernommen wird, fragen Sie am besten direkt bei Ihrer Krankenkasse nach, da individuell immer noch große Unterschiede herrschen.
Manuelle Therapie und Osteopathie
Die Osteopathie ist eine Form der manuellen Therapie. Dabei ist der Begriff der manuellen Therapie jedoch weit gefasst und bezeichnet zahlreiche Behandlungsformen, die jedoch alle einen gemeinsamen Ansatzpunkt haben. Alle Bereiche, in denen Beschwerden beim Patienten bestehen, werden dabei manuell mit den Händen bearbeitet.
Vor- und Nachteile der Osteopathie
Wie die meisten Behandlungsmethoden hat auch die Osteopathie ihre Vor- und Nachteile. Damit Sie sich ein eigenes Bild machen und entscheiden können, ob die Osteopathie das Richtige für Sie ist, haben wir Ihnen hier alle Vor- und Nachteile zusammengefasst.
Vorteile der Osteopathie
Die Osteopathie hat einige Vorteile zu bieten:
- Sanfte Methode, die nahezu schmerzfrei ist
- Körper wird als Ganzes gesehen
- Kann Medikamenteneinnahme und Operationen überflüssig machen
- Krankenkassen erstatten die Kosten teilweise oder komplett
- Behandlung ist entspannend
- Therapeut nimmt sich Zeit für seinen Patienten
- Kann auch bei Babys und Kindern angewendet werden
Nachteile der Osteopathie
Die Osteopathie hat auch Nachteile:
- Wirksamkeit nicht nachgewiesen
- Bei einigen Symptomen verspricht eine ärztliche Behandlung höhere Heilungschancen
- Nach der Behandlung können Beschwerden wie Schmerzen, Müdigkeit, Schwindel oder eine hohe Emotionalität auftreten
- Bei bestimmten Vorerkrankungen kann Osteopathie riskant sein
- Es ist schwierig zu erkennen, ob ein Osteopath tatsächlich die nötigen Kenntnisse hat
Erfahrungen mit Osteopathie
Erfahrungen von Patienten, die bereits eine Osteopathie-Behandlung in Anspruch genommen haben, können Ihnen helfen zu entscheiden, ob auch Sie einen Osteopathen aufsuchen sollten. Aus diesem Grund haben wir positive wie auch negative Osteopathie Erfahrungen zusammengefasst.
Positive Erfahrungen mit Osteopathie
Osteopathen werden häufig von Firmen beauftragt, um den müden Knochen ihrer Mitarbeiter auf die Sprünge zu helfen und Rückenschmerzen zu lindern. Tatsächlich sind es auch diese Beschwerden, die nach dem Gang zum Osteopathen in vielen Fällen verschwunden sind. Osteopathie erfreut sich bei allen, die tagtäglich viel sitzen müssen, großer Beliebtheit. Dabei gibt es jene, die die Beseitigung der Probleme zu schätzen wissen, aber auch jene, die die Entspannung der Behandlung genießen.
Zudem bestätigen viele Mütter, die den Osteopathen mit ihren Kindern aufsuchen, dass diese unter weniger Blähungen leiden oder das KiSS-Syndrom gelindert wird.
Und: Osteopathie wird von einer großen Anzahl an Menschen zusätzlich zur ärztlichen Behandlung genutzt.
Negative Erfahrungen mit Osteopathie
Während sich viele Menschen über eine Verbesserung ihrer Symptome freuen, nachdem sie einen Osteopathen aufgesucht haben, bemerken einige Patienten gar kein Ergebnis. Gerade wenn ihre Krankenkasse nicht den vollen Betrag übernimmt, macht sich bei ihnen Unmut breit, da die Behandlung nichts genützt, aber Geld gekostet hat.
Und: Es ist bereits vorgekommen, dass Patienten die Osteopathie einer anderen Behandlungsmethode vorgezogen haben, sich ihre Symptome jedoch verschlechterten, sodass sie erst später den Arzt zu Rate gezogen haben.
Welche Risiken birgt die Osteopathie?
Auch wenn Osteopathie als sanfte Behandlungsmethode gilt, ist sie nicht frei von Risiken. Gerade, wenn eine Körperregion bereits geschädigt ist und dann behandelt wird, kann dies zu weiteren Schädigungen führen. Wer sich entscheidet, einen Osteopathen aufzusuchen, sollte daher vorher mit seinem behandelnden Arzt sprechen.
Zudem kann die Behandlung der Halswirbelsäule gefährlich sein, wenn der Osteopath falsche Bewegungen ausführt und dadurch die Blutzufuhr zum Gehirn verringert.
Dennoch muss gesagt werden, dass die Risiken bei einer Osteopathie-Behandlung im Vergleich gering sind und Schäden nur sehr selten vorkommen.
FAQ
Ist Osteopathie schmerzhaft oder unangenehm?
Die Osteopathie-Behandlung selbst ist schmerzfrei. Nur bei Verspannungen oder Muskelschmerzen können die Berührungen an einigen Stellen unter Umständen als unangenehm empfunden werden. Womit Sie jedoch rechnen sollten, sind auftretende Schmerzen nach der Sitzung, die jedoch ein normaler Teil des Heilungsprozesses sind.
Welche Kosten entstehen bei einer Osteopathie-Sitzung?
Die Osteopathie Kosten richten sich je nach dem Krankheitsbild und dem Aufwand der Behandlung. Als Richtwert gilt ein Preis von etwa 60 bis 150 Euro je Sitzung.
Werden die Kosten der Osteopathie von der Krankenkasse übernommen?
In der Regel werden die Kosten für Osteopathie-Behandlungen von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst. Komplett übernommen werden sie lediglich von den privaten Krankenkassen. Zudem spielt es eine Rolle, wie viele Sitzungen Sie besuchen und wie hoch die anfallenden Kosten sind.
Ob Osteopathie von der Krankenkasse, bei der Sie versichert sind, tatsächlich übernommen wird, sollten Sie individuell abklären. Generell gilt: Eine Übernahme oder einen Zuschuss gibt es nur, wenn der Osteopath eine ausreichende Qualifikation nachweisen kann.
Wie lange wartet man für gewöhnlich auf einen Osteopathie-Termin?
Wie lange Sie auf einen Osteopathie-Termin warten müssen, hängt vor allem von Ihrem Wohnort ab. In Großstädten ist die Konzentration von Osteopathen in der Regel deutlich höher, als in ländlichen Bereichen. So kann es sein, dass Sie nur zwei bis drei Tage auf Ihre Behandlung warten müssen oder es einige Wochen dauert, bis Sie bei Ihrem Therapeuten vorsprechen können.
Kann Osteopathie während der Schwangerschaft angewendet werden?
Um der werdenden Mutter die Schwangerschaft so angenehm wie möglich zu gestalten und zu gewährleisten, dass das Baby mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird, kann sich eine Osteopathie-Behandlung lohnen.
So helfen die sanften Bewegungen, die während der Osteopathie-Behandlung durchgeführt werden, etwa gegen die Übelkeit, an der viele Frauen während der Schwangerschaft leiden.
Auch bei Verdauungsproblemen kann die Behandlung helfen. Achten Sie darauf, dass Ihr Osteopath sanfte, für Sie angenehme Berührungen anwendet. Empfohlen wird eine Behandlung ab der 12. Schwangerschaftswoche.
Können bei der Osteopathie Nebenwirkungen auftreten?
Osteopathie Nebenwirkungen fallen in den meisten Fällen nicht schwer aus. Jedoch kann es vorkommen, dass Sie nach der Behandlung über die folgenden Beschwerden klagen:
- Muskelkaterähnlicher Schmerz
- Mattigkeit
- Müdigkeit
- Schwindel
- Emotionalität
- Leichtes Frieren
Wo kann ich eine Osteopathie durchführen lassen?
Osteopathie können Sie in speziellen Osteopathie-Praxen durchführen lassen. Zudem bieten aber auch Chiropraktiker und Physiotherapeuten die Behandlung an. Sogar Masseure können sich osteopathisches Wissen aneignen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind hier jedoch eingeschränkt.
Informieren Sie sich vor dem Gang zum Osteopathen stets darüber, welche Qualifikationen dieser hat und ob er tatsächlich als solcher praktizieren darf.
Kontraindikation – Wann sollte die Osteopathie nicht angewendet werden?
Bei bestimmten Vorerkrankungen ist eine Osteopathie nicht ratsam und kann sogar gefährlich werden. Dann werden Symptome verschlechtert oder es kommt zu Verletzungen. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie von einer Behandlung absehen, wenn Sie unter einer der folgenden Beschwerden leiden:
- Akute Erkrankungen
- Gut- und bösartige Tumoren
- Osteoporose, Knochen- oder andere Strukturveränderungen
- Akute Infektionen
- Entzündungen
- Gerinnungsstörungen
- Blutungen
- Systemische Erkrankungen, z.B. Stoffwechselstörungen
- Nicht verheilte Knochenbrüche
- Akuter Bandscheibenvorfall
- Massive Abnutzungserscheinungen
- Rückenmarksfehlbildungen
- Schlaganfall
- Lähmungen (Kaudasyndrom)
Die Osteopathie in der Kritik
Die Osteopathie gerät immer wieder in die Kritik. Hauptargument ist die Tatsache, dass die Behandlungsmethode auf keiner nachgewiesenen Wirksamkeit basiert. Oftmals wird der Osteopathie ein Placebo-Effekt vorgeworfen.
Auch die von der Osteopathie in den Mittelpunkt gestellten Selbstheilungskräfte finden bei Kritikern keinerlei Anklang und werden als esoterisch abgestempelt. Daher bleibt es jedem selbst überlassen, auszuprobieren, ob Osteopathie die Lösung für seine gesundheitlichen Probleme sein kann oder es doch ein anderer Therapieansatz ist, der seine Wirkung zeigt.