Wer rastet, der rostet. Das gilt auch für Pflegekräfte. Daher ist es wichtig, dass diese Arbeitskräfte ebenso regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilnehmen wie Angestellte in anderen Bereichen. Denn nur so kann beispielsweise der berufliche Aufstieg im Bereich Pflege gelingen. Und nur so können Fachkräfte das notwendige Fachwissen erlangen, das sie brauchen, um ihren Job vor Ort gut zu machen.
Doch welche Fort- und Weiterbildungen stehen Pflegefachkräften offen? Wo kann man diese absolvieren und wer übernimmt die Kosten, wenn es nicht der Arbeitgeber tut?
Worin besteht der Unterschied zwischen einer Fortbildung und einer Weiterbildung?
Zunächst muss die Frage geklärt werden, was eine Fortbildung oder eine Weiterbildung eigentlich ist. Wenn man es genau nimmt, besteht zwischen diesen beiden Bezeichnungen ein Unterschied. Jedoch wird dieser in der Praxis meist nicht gemacht, die Begriffe werden praktisch immer synonym verwendet. Grundsätzlich ist eine Fortbildung aber darauf ausgerichtet, sich in der konkreten Position, in der man tätig ist, noch fehlendes Fachwissen anzueignen. Die Weiterbildung zielt eher darauf ab, eine zusätzliche Qualifikation zu erwerben mit dem Ziel eine bestimmte Spezialisierung zu erlangen. Die Inhalte müssen sich hier nicht zwangsläufig auf die aktuell ausgeübte Tätigkeit beziehen, sondern können auch auf andere, vielleicht ganz neue Tätigkeitsbereiche vorbereiten.
Arten von Fortbildungen
Bei den Fortbildungen werden vier verschiedene Formen unterschieden:
- Erhaltungsfortbildungen: zum Auffrischen und Aktualisieren von Kenntnissen (etwa nach einer längeren Pause im Beruf oder wenn Mitarbeitende in einen früheren Arbeitsbereich zurückkehren, z. B. bei einem Wechsel von der Chirurgie-Station zur inneren Station einer Klinik)
- Erweiterungsfortbildungen: zum Erwerb neuer Kompetenzen, die der Arbeitsbereich stellt (z. B. spezielle Pflege nach einem Schlaganfall; Pflegeexperte:in Kontinenz oder Demenz)
- Anpassungsfortbildungen: um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben (bezogen auf neue Geräte oder EDV-Software am Arbeitsplatz)
- Aufstiegsfortbildungen: um eine höhere Position ausüben zu können (z. B. Pflegedienstleitung, Pflegekraft Stationsleitung)
An wen richten sich die Fortbildungen bzw. Weiterbildungen in der Pflege?
Die Fort- und Weiterbildungen im Bereich Pflege sollen überwiegend das Personal mit einer einschlägigen Ausbildung ansprechen, das bereits über eine gewisse praktische Erfahrung im Beruf verfügt. Das Angebot richtet sich also konkret an:
- Altenpflegehelfer:innen
- Altenpfleger:innen
- Gesundheits- und Krankenpflegehelfer:innen
- Gesundheits- und Krankenpfleger:innen
- Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen
- Quereinsteiger:innen
- pflegende Angehörige
Wo können Fachkräfte in der Pflege eine Fortbildung oder Weiterbildung absolvieren?
Fortbildungen oder Fachweiterbildungen können an verschiedenen Orten absolviert werden, z. B.:
- Hochschulen (Studium)
- Fachhochschulen
- Akademien
- Instituten
- IHK
- Privaten Einrichtungen
- Gemeinnützigen Einrichtungen wie Caritas, DRK
- Kliniken
- Von Zuhause aus (Fernstudium)
Wie lange dauert eine Weiterbildung im Bereich Pflege?
Das ist je nach Fortbildung bzw. Weiterbildung ganz unterschiedlich. Eine Weiterbildung im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums etwa kann mehrere Jahre dauern. Es gibt aber auch Weiterbildungen bzw. Fortbildungen, die deutlich kürzer sind. Manche dauern mehrere Monate, andere nur wenige Tage.
Welche Möglichkeiten der Kostenübernahme oder -beteiligung gibt es bei einer Weiterbildung?
Weiterbildungen im Bereich Pflege sind sinnvoll. Jedoch sind sie in der Regel auch mit Kosten verbunden. Wenn der Arbeitgeber die Kosten nicht übernimmt oder sie wenigstens bezuschusst, besteht die Möglichkeit, nach staatlichen Fördermöglichkeiten Ausschau zu halten. Folgende Formen der Förderung können Interessierte möglicherweise beantragen:
- Bildungsgutschein (Agentur für Arbeit)
- Weiterbildungsprämie (Bundesministerium für Bildung und Forschung)
- Weiterbildungsstipendium (Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung)
- Aufstiegs-BAföG (Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Was sollte man bei der Auswahl einer Weiterbildung beachten?
Eine Pflegekraft, die an einer Weiterbildung interessiert ist, sollte schauen, ob diese auch zu ihr und ihrer Lebenssituation passt. Für die Entscheidungsfindung kann man sich folgende Aspekte anschauen:
- den Bekanntheitsgrad des Anbieters
- den allgemeinen Ruf der Bildungseinrichtung
- ob es eine staatliche oder private Einrichtung ist
- die Art der Lehrveranstaltung (Vor-Ort-Seminar, e-learning, Fernlehrgang)
- die Dauer der Weiterbildung
- die Terminierung (Passt der zeitliche Rahmen in den Tagesablauf?)
- Wo befindet sich die Bildungseinrichtung? Ist sie erreichbar?
- Was kostet die angestrebte Fortbildung/ Weiterbildung und wie ist sie zu finanzieren?
Wo können gut qualifizierte Pflegekräfte eingesetzt werden?
Pflegefachkräfte sind nach ihrer Ausbildung in den verschiedensten Bereichen und Einrichtungen einsetzbar. Gut ausgebildetes Pflegepersonal, das zudem noch über Fort- bzw. Weiterbildungsnachweise verfügt, ist beispielsweise in Pflegeheimen und Einrichtungen zum Betreuten Wohnen oder in Seniorenwohngruppen gern gesehen. Daneben finden gut qualifizierte Fachkräfte auch eine Anstellung in der Kinderkrankenpflege, der häuslichen Pflege und in Kliniken.
Ausgewählte Fortbildungen im Bereich Pflege
Im Pflegeberuf – sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege – gibt es für Fachkräfte viele verschiedene Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Diese Fort- und Weiterbildungen gewährleisten, dass die Pflegerinnen und Pfleger bedürftige Menschen optimal versorgen können. Denn nur durch regelmäßige Schulungen bleiben die Mitarbeitenden in der Altenpflege oder Krankenpflege auf dem neuesten Kenntnisstand und können den hohen Anforderungen in ihrem Beruf gerecht werden.
Fortbildung Fachenglisch für Pflegekräfte
Heute kann es auch der Beruf einer Pflegekraft erfordern, dass man Fremdsprachenkenntnisse, vor allem Englisch, benötigt. Sei es im Umgang mit nicht deutschsprachigen Patient:innen oder mit ausländischen Mitarbeiter:innen, mit denen Fachkräfte etwa infolge einer Firmenübernahme plötzlich zusammenarbeiten sollen. In dem Fall bietet sich eine Erweiterungsfortbildung an, in der sich Mitarbeitende das pflegespezifische Englischvokabular aneignen können.
Fortbildungen in EDV-Programmen oder speziellen Pflege-Apparaturen
Doch auch im Bereich der EDV kann eine Fortbildung erforderlich werden. So sollten Mitarbeitende im Zuge der Digitalisierung von Patientenakten lernen, wie sie mit der Software vor Ort richtig umgehen. Auch um (neue) Geräte, die in der Pflege zum Einsatz kommen, bedienen zu können, sind spezielle Fortbildungen beim Gerätehersteller sinnvoll.
Fortbildung: medizinische Kenntnisse vertiefen
Pflegekräfte können sich im Rahmen einer Fortbildung auch medizinische Kenntnisse aneignen bzw. bereits erworbene Kenntnisse erweitern. Dazu gibt es ebenfalls eine spezielle Fortbildung. Hier lernen Pflegekräfte zum Beispiel häufige (altersspezifische) Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Verdauungsorgane näher kennen. Auf die Art sind Mitarbeitende besser in der Lage, die Symptome bestimmter Erkrankungen wie einer Demenz zu verstehen und können so besser auf den:die einzelne:n Patient:in eingehen. Außerdem werden in dieser Fortbildung medizinische Fachbegriffe besprochen. Denn es ist notwendig, dass Pflegekräfte wissen, was sich beispielsweise hinter einer ärztlichen Diagnose verbirgt.
Fortbildung: Beruflicher Aufstieg in der Pflege
Wer in der Altenpflege oder Krankenpflege aufsteigen möchte, kann eine sogenannte Aufstiegsfortbildung durchlaufen. Diese ist beispielsweise dann angebracht, wenn man den Posten einer verantwortlichen Pflegefachkraft Wohnbereichs- oder Stationsleitung anstrebt. Bei der Fortbildung „Fachwirt:in im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)“ zum Beispiel werden Interessierte auf die anspruchsvollen Leitungsaufgaben, etwa in einem Pflegeheim oder einer Rehaklinik vorbereitet.
Dabei geht es um den Erwerb von Kenntnissen im Bereich Personalführung, die optimierte Gestaltung von Arbeitsprozessen sowie um betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Aber auch rechtliche Bestimmungen im Sozial- und Gesundheitswesen, steuerliche Grundlagen sowie spezielle Fachkenntnisse in Gesundheits- und Sozialpolitik werden hier vermittelt. Umfassende Sachkenntnis ist wichtig, um im Pflege-Beruf aufzusteigen und einen Leitungsposten erfolgreich auszuüben.
Fortbildung: Organisation des Gesundheitswesens
In dieser Fortbildung lernt eine Pflegekraft, wie das Gesundheitswesen in Deutschland organisiert ist. Welche staatlichen und privatwirtschaftlichen Akteure spielen in unserem Gesundheitssystem eine Rolle? Welche rechtlichen Grundlagen gibt es? Außerdem lernen Fachkräfte in dieser Fortbildung, wie der Rettungsdienst arbeitet, wie Krankentransporte ablaufen und wo die Zuständigkeiten von Bund und Ländern bezogen auf das Gesundheitswesen liegen.
Fortbildung zum:zur Praxisanleiter:in in der Pflege
Um im Pflegeberuf aufzusteigen, können berufserfahrene Fachkräfte eine Aufstiegsfortbildung zur:zum Praxisanleiter:in in der Pflege absolvieren. In etwa 300 Stunden, aufgeteilt auf ca. sechs Monate, erwerben Interessierte das dafür notwendige Wissen. Praxisanleiter:innen haben in der Pflege die Aufgabe, Auszubildende in den Einrichtungen vor Ort an die Hand zu nehmen und in die pflegerische Praxis einzuführen. Haben Praxisanleiter:innen dieses Zertifikat erworben, sind sie gesetzlich dazu angehalten, regelmäßig weitere Fortbildungen von mindestens 24 Stunden im Jahr zu besuchen. Denn es muss gewährleistet werden, dass Führungskräfte auf dem aktuellen Kenntnisstand sind.
Fortbildung zum:zur Wundexpert:in
Eine weitere Aufstiegsfortbildung ist die zum:zur Wundmanager:in. Hier bekommt eine Fachkraft für Altenpflege oder Krankenpflege spezielles Wissen zur Diagnostik und Versorgung chronischer oder schwer heilender Wunden vermittelt.
Weitere Fortbildungen in Altenpflege oder Krankenpflege
Einer examinierten Pflegefachkraft stehen verschiedenste Fortbildungsangebote zur Verfügung. So sind beispielsweise Fortbildungen im Bereich Demenz oder Kontinenzmanagement möglich, in denen Fachkräfte spezielles Wissen im Bereich der Altenpflege erwerben. Ebenso können Fachkräfte sich im Rahmen einer Fortbildung vertiefte Kenntnisse in folgenden Bereich aneignen:
- Arbeitsschutz
- Notfallmanagement
- Brandschutz
- Hygiene
- Abrechnungsverfahren im Gesundheitswesen (z. B. Abrechnung in Arztpraxen)
- Außerklinische Beatmung
- Krankheitslehre in der Kinderkrankenpflege
- Beschwerdemanagement in Gesundheitseinrichtungen
- Datenschutz- und Datensicherheit in Gesundheitseinrichtungen
Ausgewählte Weiterbildungen in der Pflege
Eine Fachkraft für Altenpflege kann aber auch an Weiterbildungen teilnehmen, um eine Zusatzqualifikation zu erwerben. Hier gibt es beispielsweise folgende Optionen:
- Weiterbildung zum:zur Fachaltenpfleger:in für die Palliativ- und Hospizpflege (Pflege todkranker und sterbender Menschen)
- Weiterbildung zum:zur Pfleger:in in gerontopsychiatrischen Einrichtungen (psychische Störungen im höheren Alter)
- Weiterbildung zum:zur Fachaltenpfleger:in für Geriatrie (Altersmedizin)
Personal aus dem Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege im Krankenhaus kann zum Beispiel folgende Fachweiterbildungen angehen:
- Fachkrankenpfleger:in – Onkologie (Krebserkrankungen)
- Fachkrankenpfleger:in – Psychiatrie (psychische Erkrankungen)
- Fachwirt:in im Gesundheits- und Sozialwesen
- staatlich anerkannte Stationsleitung in der Krankenpflege
- Fachkrankenpfleger:in – Anästhesie/ Intensivpflege
- Fachkrankenpfleger:in – Hygiene
- Fachkrankenpfleger:in – Operations-/ Endoskopiedienst (Spiegelung von Körperhohlräumen)
- Fachkrankenpfleger:in – Langzeitpflege/Rehabilitation
Weiterbildung: Onkologie und Palliativpflege
Ein Beispiel für eine Weiterbildung ist die zum:zur Fachkrankenpfleger:in für Onkologie und Palliativpflege. Diese berufsbegleitende Weiterbildung dauert etwa zwei Jahre und hat einen Umfang von 800 Stunden Theorie und 1200 Stunden Praxis. Die Inhalte reichen von Pharmakologie (Arzneimittellehre) über Psychoonkologie (psychologische Unterstützung bei einer Krebserkrankung), bis hin zur Radioonkologie (Strahlentherapie), Gynäkologie (Frauenheilkunde) und der speziellen Pflege schwerstkranker Menschen.
Weiterbildung: häusliche psychiatrische Fachkrankenpflege
Eine Pflegekraft kann sich auch im Bereich der ambulanten psychiatrischen Pflege weiterbilden. In einer solchen Weiterbildung lernen Pflegerinnen und Pfleger, wie sie speziell auf ältere Menschen eingehen, die psychische Erkrankungen haben, aber dennoch Zuhause leben. Außerdem erlangen Fachkräfte Kenntnisse darüber, wie diese Menschen daheim professionell zu pflegen und zu betreuen sind.
Weiterbildung zum:zur Pflegeberater:in
Als Pflegeberater:in ist man Anlaufstelle für den Pflegebedürftigen sowie für dessen Angehörige. Der:die Pflegeberater:in kennt sich mit allen Fragestellungen rund um das Thema Pflege aus und berät Betroffene dahingehend. So geben sie etwa darüber Auskunft, welche pflegerischen Leistungen jeweils in Anspruch genommen werden können und wie pflegende Angehörige unterstützt werden können. Dazu ist einschlägiges Fachwissen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege, des Leistungsrechts der Pflegeversicherung, aber zum Umgang mit Medikamenten nötig.
Ausgewählte Studienmöglichkeiten im Bereich Pflege an Hochschulen oder Akademien
Neben zahlreichen Weiterbildungen in der Pflege gibt es auch die Option, ein pflegerisches Studium zu absolvieren. Mögliche Studiengänge sind hier beispielsweise:
- Gesundheitsökonomie
- Pflegepädagogik
- Pflegewissenschaften
- Pflege- und Gesundheitsmanagement
- Gesundheitswissenschaften
- Pflegeleitung
Neben dem berufsbegleitenden Studium gibt es die Möglichkeit, ein Studium in Vollzeit zu absolvieren. Besonders praktisch ist ein Fernstudium. Dabei eignen sich Interessierte die entsprechenden Inhalte selbstständig am heimischen Schreibtisch an. Das hat zwar den Vorteil der freien Zeiteinteilung, setzt aber gleichzeitig viel Eigenverantwortung und Zielstrebigkeit voraus. Ohne Lernen in den Abendstunden oder am Wochenende geht es hier nicht. Für wen das Selbststudium nichts ist, der kann auch das klassische Vor-Ort-Studium an einer Hochschule wählen.
Das Studium der Pflegepädagogik
Im Studiengang Pflegepädagogik, das mit einem Bachelor oder Master abgeschlossen werden kann, erwirbt man die Kompetenz, das Wissen, das für den Pflegeberuf notwendig ist, an den Nachwuchs weiterzugeben. Die Inhalte des Studiums reichen von den Sozial- und Gesundheitswissenschaften, über Psychologie und Pädagogik bis hin zur Digitalisierung in der Pflege.
Präsentiert in Partnerschaft mit der vigo Krankenversicherung.